Entspannung kann man nicht füttern

Entspannung kann man nicht füttern

Kennst du das? Dein Hund springt auf, fiept, scannt die Umgebung – immer auf Sendung. Und wir Menschen? Wir versuchen oft, das mit Kommandos oder zusätzlicher Beschäftigung in den Griff zu bekommen.

Mehr Auslastung, mehr Action, mehr „Müde machen“. Aber das eigentliche Problem liegt oft ganz woanders: Viele Hunde haben nie gelernt, wirklich zur Ruhe zu kommen. Vor allem fehlt ihnen eines – die Fähigkeit zur Selbstregulation.

 

Ruhig gestellt oder wirklich entspannt?

Es gibt einen großen Unterschied zwischen einem Hund, der einfach „ruhig gestellt“ wurde, und einem Hund, der wirklich entspannt ist.

Ruhig gestellt heißt: Der Hund wird von außen beeinflusst – zum Beispiel durch Futter, Spiel oder ständige Ansprache. Das wirkt vielleicht kurzfristig, ändert aber nichts daran, dass innerlich noch Anspannung herrscht.

Echte Entspannung bedeutet dagegen: Der Hund kann von sich aus runterfahren. Das ist nachhaltiger, gesünder und sorgt für einen gelassenen Alltag.

Warum Selbstregulation so wichtig ist

Im Alltag müssen unsere Hunde ständig warten:

  • Wir unterhalten uns mit dem Nachbarn.
  • Wir sitzen auf einer Bank.
  • Wir essen im Restaurant.

All diese Situationen sind nur dann wirklich entspannt, wenn der Hund nicht einfach „aushalten“ muss, sondern gelernt hat, sich selbst zu regulieren. Genau das ist der Schlüssel zu einem stressfreieren Zusammenleben.

Rahmen statt Dauerbespaßung

Selbstregulation entsteht nicht zufällig. Viele Hunde brauchen zunächst einen klaren Rahmen, der Sicherheit gibt – zum Beispiel:

  • eine Decke als Ruheplatz
  • eine Box als Übergangslösung
  • das Auto als geschützter Rückzugsort

Wichtig ist: Am Ende des Tages soll es überall funktionieren. Deshalb übt man Entspannung an ganz unterschiedlichen Orten – im Wald, in der Stadt, auf dem Hundeplatz, sogar auf dem Supermarktparkplatz. So lernt der Hund, dass er sich auch bei Reizen im Umfeld runterfahren kann.

Typische Fehler im Alltag

  1. Mehr statt weniger: Viele denken, ein unruhiger Hund braucht noch mehr Beschäftigung – dabei ist oft das Gegenteil der Fall.
  2. Stress im Alltag: Wir wollen immer weiter, weiter, weiter – auch auf Spaziergängen. So lernt der Hund: immer Aktion, nie Ruhe.
  3. Falscher Platz: Im Restaurant im Gang oder direkt vor den Füßen zu liegen, kann dazu führen, dass der Hund automatisch in Wachposition ist. Besser: etwas seitlich oder hinter dir, sodass er merkt – „Mein Mensch regelt das.“

 

Warum keine Leckerlis?

Futter motiviert von außen – und hält den Hund im „Tun“-Modus. Wenn wir echte Entspannung fördern wollen, braucht es innere Prozesse, keine äußeren Anreize. Ziel ist, dass der Hund lernt: „Ich kann mich selbst runterfahren – ganz ohne, dass etwas passieren muss.

Übung für unterwegs

Schnapp dir deinen Hund, eine Decke und deine Leine.

Geh gemeinsam mit ihm zum Beispiel in den Wald oder auf einen Waldparkplatz.

Such dir eine Bank, breite die Decke neben dir aus und begrenze deinen Hund über die Leine so, dass er auf der Decke bleibt.

Dann gilt: Einfach zusammen sitzen und die Umgebung beobachten – ohne dass dein Hund sich permanent mit Stöckchen, Buddeln oder Stöbern beschäftigt.

Versuch auch selbst, bewusst runterzufahren, und wirf dabei immer wieder einen Blick zu deinem Hund: Schafft er es, an diesem Ort wirklich zu entspannen, oder ist die Umgebung noch zu aufregend?

Bedenke: Entspannung kann dauern. Nur weil dein Hund nach zehn Minuten noch nicht tiefenentspannt liegt, heißt das nicht automatisch, dass der Standort ungeeignet ist. Manchmal braucht es einfach mehr Zeit, bis Körper und Kopf runterfahren.

💡 Tipp für kleine Hunde: Nimm ihn ruhig mal auf den Schoß. So kann er nicht alles drumherum erkunden – ein guter Zwischenschritt auf dem Weg zu echter Entspannung.

Vielleicht möchtest du dieses Thema nicht allein angehen oder wünschst dir einen geschützten Rahmen, um gemeinsam mit deinem Hund Entspannung zu üben?

Dann komm in meine Entspannungsgruppe:

60 Minuten bewusstes Nichtstun – erst im sicheren Umfeld, später Schritt für Schritt mit mehr Reizen. Keine Kommandos, keine Ablenkung, keine Kekse – nur Stille, Nähe und die Erfahrung: „Ich muss hier gerade gar nichts tun.“